Aufgedeckt – Das gigantische Transportprogramm von Minister Tugade
Präsident Duterte will die Philippinen modernisieren und plant bis 2040. Während seiner Amtszeit bis Anfang 2022 sollen 145 Milliarden US-Dollar in das Transportwesen investiert werden.
Die Regierung Duterte hatte vom 27. bis 30. März 2017 mit Transportminister Arthur Tugade ihr erstes hochrangiges Mitglied nach Deutschland entsandt. Interessierte Unternehmer aus Deutschland hatten die Gelegenheit, am 28. März 2017 in Stuttgart und am 30. März 2017 in Berlin “Informationen aus erster Hand” zu bekommen.
Es ging und es geht nicht nur um Transport. Es ging auch darum, die Beziehungen zwischen der philippinischen und der deutschen Regierung zu stärken.
1. Wer ist Minister Arthur Tugade?
Minister Tugade ist ein überaus interessanter Gesprächspartner. Er ist keineswegs “der Politiker”; ganz im Gegenteil. Secretary Tugade, wie der Minister als Minister offiziell angesprochen wird im amerikanischen Englisch, das auf den Philippinen gesprochen wird, ist ein Unternehmer. Er hat in der Vergangenheit 10 Firmen aufgebaut und geführt und weiß also, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. In die Politik ist er erst vor kurzem gewechselt.
Bevor Arthur Tugade am 30. Juni 2016 Transportminister der Philippinen wurde, war er von Dezember 2012 bis April 2016 Chef der größten Wirtschaftszone auf den Philippinen, der Clark Freeport Zone in Pampanga, etwa anderthalb Autostunden nördlich von Metro Manila gelegen.
In seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Verwaltungsgesellschaft für die Wirtschaftszone hat er etwas ganz Wesentliches eingeführt: Die “Zero-Toleranzgrenze bei Korruption”.
2. “Zero Toleranz” und “No Corruption” wurden bereits erfolgreich eingeführt
Das bedeutete im Detail, dass Arthur Tugade den Mitarbeitern der Verwaltung untersagt hat, auch kleinste Geschenke wie Kugelschreiber anzunehmen. Gemeinsame Mittagessen, die zuvor sehr großzügig und lang andauernd mit “Sponsoren” eingenommen wurden, waren fortan untersagt, um nur ein Beispiel zu nennen.
Die Prozesse haben sich also geändert. Auch wenn noch nicht alles “rosa-rot” ist, es wurde ein Weg in die richtige Richtung eingeschlagen. Am Beginn des Jahres 2017 gibt es nunmehr 895 Unternehmen, die sich in Clark angesiedelt haben, Tendenz steigend.
Eines der letzten Unternehmen, die Arthur Tugade noch selbst überzeugen konnte, nach Clark zu kommen, ist die Mercedes-Benz Group Services Philippines, Inc.
Deren Präsident und CEO Heiko A. Nitsche ist es zu verdanken, dass Secretary Tugade vom 27. bis 30. März 2017 nach Deutschland kam. Heiko Nitsche hatte die Idee, die philippinisch-deutschen Geschäftsbeziehungen durch politische Annäherung zu verbessern.
Was bedeutet das nun für deutsche Unternehmer im Transportwesen? Vorweg hilft ein Blick auf das bestehende Transportsystem in den Philippinen.
3. Das sind die Transportsysteme der Philippinen
Secretary Tugade soll in Windeseile das Transportsystem der Philippinen auf Vordermann bringen.
Man fragt sich allerdings: Welches Transportsystem?
Wie sieht dieses nun aus auf den Philippinen?
4. Öffentlicher Nahverkehr (Jeepneys, Busse, UV Express, Tricycles)
Der Nahverkehr ist nur zu einem kleinen Teil öffentlich organisiert. Der öffentliche Nahverkehr wird durchgeführt durch Jeepneys, Busse, Fahrdienste in Vans wie UV Express und Tricycles – Motorräder mit Beiwagen – sowie Taxis (aber nicht in der Provinz) und Pedicabs, Fahrräder mit Beiwagen.
Als am meisten bekanntes Massentransportmittel der Philippinen sind die Jeepneys bekannt. Sie haben ihren Ursprung in den amerikanischen Militärtransportern aus dem 2. Weltkrieg, wurden umgebaut, verlängert und dienen jeweils etwa 20-25 Personen als Fahrgelegenheit.
Mitunter sind die Jeepneys zu wahren Kunstwerken umgestaltet und werden durch leistungsstarke Musikanlagen innen beschallt. Was dann aus dem Auspuff kommt ist weniger angenehm und verpestet die Straßen erheblich.
Die Jeepneyfahrer sind Selbstständige, die aber meist in Jeepney-Vereinigungen organisiert sind. Es gibt feste Linien, gehalten wird, wo jemand ein- oder aussteigen möchte. Oder man springt einfach hinten auf das Trittbrett.
4. S-Bahn (LRT, MRT)
In Metro Manila gibt es drei oberirdische S-Bahn-Linien – MRT und LRT genannt -, mit insgesamt 43 Stationen.
Typisch sind völlig überfüllte Wagons, bis zu eine Stunde Wartezeit zur Rush-Hour, Zugausfälle und alle Art von technischen Problemen bis hin zu überlauten Fahrgeräuschen.
5. Flughäfen
Es gibt Flughäfen, die am Rande der Kapazitätsgrenzen operieren wie zum Beispiel NAIA, der Ninoy Aquino International Airport in Metro Manila. Der Flughafen ist für etwa 30 Millionen Fluggäste ausgelegt, hat aber 2016 knapp 40 Millionen Passagiere bewältigt. Tendenz steigend. NAIA galt lange als der “schlechteste Flughafen der Welt”.
Seit der Amtseinführung von Präsident Duterte hat sich einiges getan. Der verantwortliche Transportminister Tugade hat in den [ersten 100 Tagen] einige grundlegende Verbesserungen eingeführt. Dazu gehören Sauberkeit, Sicherheit, Freundlichkeit und Service sowie verbesserte Taxiverfügbarkeit.
Der Clark International Airport ist gerade aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und übernimmt und dupliziert einzelne Strecken vom Hauptstadtflughafen NAIA. Aber dazu später mehr.
6. Eisenbahn
Eisenbahnverbindungen sucht man meist vergebens. Die Linie “North” wurde stillgelegt vor langer Zeit. Es gibt zwar etwa 465 km Eisenbahnstrecke im Süden, aber das Schienensystem ist sehr reparaturbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken.
Offiziell wird von 67 existierenden und funktionierenden Kilometern Streckennetz gesprochen.
In Mabalacat in Pampanga beispielsweise gibt es noch einen Bahnhof, der mittlerweile von der Stadtentwicklung “vereinnahmt” wurde. Es steht nur noch das baufällige Bahngebäude. Die Schienen wurde schon vor Jahren gestohlen.
7. Straßen
Straßen sind über Land durchaus in Ordnung, zumindest in Großen Teilen von Northern Luzon. In den Städten ist das nicht der Fall. Aufgrund der Staus ist es außerordentlich schwierig bei laufendem Verkehr den Straßenbelag zu erneuern.
Die Kommunen haben in der Vergangenheit meist kein Geld ausgegeben für Instandhaltung.
Ein wesentliches Manko für eine reibungslose Verkehrsführung ist jedoch die nicht ausreichend vorhandene Verkehrsregelung wie beispielsweise Ampelsysteme, Kreisel, Überführungen, Tunnel oder Ausfallstraßen.
8. Schiffahrt
Modernen Schiffahrtsverkehr wie vergleichsweise die Fähren in Hong Kong oder Ausflugsschiffe in Singapur gibt es auf den Philippinen, aber nur begrenzt. Zwischen den 7.641 Inseln – davon etwa 10 % bewohnt – existiert mitunter ein Fährservice, der aber verbesserungswürdig ist.
Leider hat Metro Manila keine Fähren, die entlang der Küste operieren. Das wäre sehr hilfreich, um den Mega-Staus auf der Straße zu entgehen.
9. Diese Ziele hat Präsident Duterte dem Transportminister gestellt
Präsident Duterte hat seinem Secretary Tugade eine einfach formulierte aber schwierig umzusetzenden Aufgabe gestellt:
“Build, Build, Build”.
Arthur Tugade soll in Windeseile das Transportsystem der Philippinen auf Vordermann bringen.
Aber er hat Glück. Die Philippinen verfügen über Geldmittel und werden benötigte zusätzliche Kredite von der Weltbank oder der ADB (Asian Development Bank) erhalten.
Während der Amtszeit der Duterte-Administration bis Anfang 2022 sollen 145 Milliarden US-Dollar in das Transportwesen investiert werden.
10. Eindämmung des permanenten Mega-Staus in Metro Manila auf der EDSA
EDSA heißt richtig “Epifanio de los Santos Avenue” und ist das Synonym für “das größte Parkhaus der Welt”. Für 18 Kilometer benötigt der Autofahrer mitunter 3 Stunden. Die Vermeidung dieses Staus ist mit Verkehrsregelung nicht mehr zu bewerkstelligen und erfordert die Einführung eines modernen kombinierten öffentlichen Verkehrssystems.
11. Ausbau der Flughäfen.
Alle Flughäfen sollen modernisiert werden, sei es in Davao, in Cebu City, in Manila mit NAIA oder eben in Clark Freeport Zone.
Clark International Airport ist als Alternative zum am Rande der Kapazität operierenden NAIA auserkoren. Der Flughafen verfügt bereits über zwei Start- und Landebahnen und war sogar als Ausweichflughafen für das amerikanische Spaceshuttle vorbereitet.
Clark International Airport soll in vier Ausbaustufen auf zunächst 8 Millionen und danach bis zum Jahr 2032 auf 80 Millionen Passagiere ausgebaut werden.
Bisher fliegen folgende Gesellschaften den Flughafen an: Emirates, Qatar Airways, Cathay Dragon, Philippine Airlines, Cebu Pacific, Tiger Airways, Air Asia und andere Low Cost Carrier-Gesellschaften.
Im März 2017 hat Air Asia den täglichen Betrieb auf die beliebte Ferieninsel Boracay aufgenommen.
Zuvor hatte bereits Philippine Airlines mehrere neue Strecken von Clark aus eröffnet.
12. Schnellbahnanbindung von Clark Airport an Metro Manila
Der Clark-Flughafen soll über eine Schnellbahnverbindung mit Metro Manila verbunden werden. Dafür ist eine Reisegeschwindigkeit von 120 km/h vorgesehen.
Die Bahntrasse wurde bereits vermessen. Mit dem Bau soll unverzüglich begonnen werden. Fragen werfen aber noch die Endpunkte auf. Auf der einen Seite steht der Clark International Airpot in der der Clark Freeport Zone fest.
Auf der anderen Seite müssen die verschiedenen Städte in Metro Manila mit insgesamt etwa 18 Millionen Einwohnern sowie der bestehende Flughafen NAIA an diese Schnellbahn angebunden werden.
Zugleich erfordern die neuen Bahnhöfe eine Anbindung an das ebenfalls zu erschaffene Öffentliche Nahverkehrsnetz.
13. Bahnverbindung Flughafen Clark – Tiefseehafen Subic
Die bestehenden Freihandelszonen Clark und der Tiefseehafen Subic sollen ebenfalls durch eine Schnellbahn verbunden werden. Dadurch würden zwei der einflussreichsten Wirtschaftszonen und zugleich der neue Flughafen sowie der bestehende Tiefseehafen enger aneinander rücken. Die Fahrzeit wird auf etwa 30 Minuten geschätzt.
Das ist nicht nur ideal für die Unternehmen, sondern auch für Freizeitsuchende, verfügt doch Subic über zahlreiche Strände und Hotels.
14. Öffentliches Nahverkehrssystem Metro Manila
Das öffentliche Nahverkehrssystem in Metro Manila soll modern aufgebaut werden udn später dann auf andere Metropolen wie in Cebu City und weitere Städte übertragen werden.
Dazu gehören:
5.1) Moderne Busse, die im Verkehrsverbund fahren
5.2) Busspuren
5.3) Straßenbahn, Hochbahn, Seilbahn
5.4) Einführung einer U-Bahn
Weitere Details werden in einem separatem Blog-Artikel veröffentlicht.
15. Ausbau des Straßennetzes
Die Straßen auf den Philippinen sollen insgesamt ausgebaut werden. Dazu gehören zusätzliche Kilometer sowie eine Modernisierung des vorhandenen Straßennetzes. Darin eingebunden sind Infrastrukturmaßnahmen wie Elektrifizierung, Internet sowie Einkaufsmöglichkeiten an Raststätten.
Eine ideale Möglichkeit beispielsweise, um ein Outlet oder Showroom einzurichten. Sportartikelhersteller haben das bereits getan. Weshalb nicht auch deutsche Anbieter mit geeigneten Produkten?
16. Anbindung der Provinzen an die Metropolen
Ein wesentlicher Schwerpunkt im Regierungsprogramm von Präsident Duterte ist die Stärkung der Provinzen. Im Haushaltsjahr 2016/2017 fließen bereits 60 % des Haushalts in die Provinzen. Diese Maßnahme soll dem Aufbau von föderalen Strukturen dienen.
Die Provinzen sollen sollen verkehrstechnisch besser an die Metropolen angebunden werden.
Die Philippine National Railways betreiben zwei Bahnlinien, die North Main Line (Green line) – nicht im Betrieb – und die South Main Line (Orange line) – unter . Insgesamt gibt es 63 Bahnhöfe, die meist nicht im Betrieb sind, was auch für die Bahnlinien selbst gilt. Sehr häufig sind die Bahngleise durch fliegende Händler und aller Art von Unrat blockiert.
17. Brücken und Tunnel
Zusätzliche Brücken und Tunnel sollen die unzähligen Inseln der Philippinen miteinander verbinden. Neuesten Zählungen gibt es 7.641 Inseln, davon etwa 800 bewohnt.
18. Worin liegt die Chance für deutsche Unternehmen?
Auf den Philippinen wird alle 6 Jahre gewählt, das nächste Mal wieder 2022.
Die geschilderten Maßnahmen, die in den Aufgabenbereich von Transportminister Tugade fallen, reichen daher für mehrere Legislaturperioden.
Die Chancen für deutsche, österreichische oder schweizer Unternehmen liegen nicht nur im Bau an sich oder der Lieferung von Produkten. Ein wesentlicher Vorteil besteht im Bedarf an Schulung, Wartung und Instandhaltung.
Die Philippinen werden Zehntausende, Hunderttausende von Filipinos ausbilden müssen, um mit der modernen Technik zu operieren. Es geht nicht nur darum einen modernen Bus zu fahren. Es geht aus darum, ein modernes Bezahlsystem und Signalsystem einzuführen. Es geht darum, die Busse und Wagons zu warten, Radlager auszutauschen, Techniker auszubilden oder einen TÜV einzuführen.
Hierin liegt die größte Chance für Deutsche, Österreicher oder Schweizer. Darin sind wir den Chinesen oder Koreanern aber auch den Japaner überlegen.
Die Aufgabe beachtet nun darin, den Verkauf der Produkte möglichst schnell mit einem Schulungssystem zu kombinieren, bevor andere die Aufträge erhalten.
Ein deutschsprachiges Konsortium würde sehr gut auf den Philippinen ankommen und hätte gute Chancen, auch an Aufträge zu gelangen.
Aber dazu an anderer Stelle mehr.
19. Fazit
Wenn deutsche Unternehmer und Manager im Bereich “Transport” nach Wegen suchen, in Asien, in Südost-Asien Fuß zu fassen, bieten die Philippinen im Moment einzigartige Chancen.
Mit Transport-Minister Arthur Tugade hat im März 2017 das erste Regierungsmitglieder Duterte-Administration Deutschland besucht und die Türen für eine freundschaftlich-partnerschaftliche Zusammenarbeit weit aufgestoßen.
Während der Amtszeit von Präsident Duterte bis Anfang 2022 sollen 145 Milliarden US-Dollar in das Transportwesen investiert werden.
Der Slogan lautet “Build – Build -Build”. Diese Aufforderung vom Präsidenten umfasst die folgenden Bereiche:
1. Öffentlicher Nahverkehr (Jeepneys, Busse, UV Express, Tricycles)
2. S-Bahn (LRT, MRT)
3. Flughäfen
4. Eisenbahn
5. Straßen
6. Schiffahrt
7. Eindämmung des permanenten Mega-Staus in Metro Manila auf der EDSA
8. Ausbau der Flughäfen
9. Schnellbahnanbindung von Clark Airport an Metro Manila
10. Bahnverbindung Flughafen Clark – Tiefseehafen Subic
11. Öffentliches Nahverkehrssystem Metro Manila
12. Ausbau des Straßennetzes
13. Anbindung der Provinzen an die Metropolen
14. Brücken und Tunnel
Ein wesentlicher Vorteil für deutsche, österreichische oder schweizer Unternehmen liegt neben dem Bau oder der Lieferung von Produkten in Schulung, Wartung und Instandhaltung.
Ein deutschsprachiges Konsortium würde die Chancen für die unsere Wirtschaft deutlich erhöhen.
Der Autor Andreas Klippe als Vertreter der Clark Investors Locators Association zusammen mit dem Präsident und CEO Heiko A. Nitsche von Mercedes-Benz Group Services Philippines, Inc. waren die einzigen nicht-Regierungsmitglieder während der Deutschlandreise von Minister Arthur P. Tugade.
Meine asiatische Frage an Sie:
Womit kann Ihr Unternehmen beitragen, das philippinische Transportsystem zu verbessern?