Die Wahrheit über das milliardenschwere Investitionsprogramm auf den Philippinen
Präsident Duterte will die Philippinen modernisieren und plant bis 2040. Allein in diesem Jahr 2017 werden 17 Milliarden USD in Infrastruktur investiert.
Die Vorgehensweise hin zu einer erfolgreichen Modernisierung ist der Hintergrund für im Ausland zum Teil unpopuläre Maßnahmen in den Philippinen.
Was ist nun die Wahrheit über das milliardenschwere Investitionsprogramm des philippinischen Präsidenten Duterte?
1. Einzigartiges Wachstum auf den Philippinen
Das Bruttosozialprodukt ist im Jahr 2016 um 6,8 % gewachsen – im letzten Quartal 2016 sogar um 7,1 % – stärker als in China und in Indien, stärker als jedem Land in ganz Asien.
Und dieses Wachstum ist keine Blase. Seit mehr als 30 Jahren wächst die Wirtschaft in den Philippinen relativ konstant. Selbst im Krisenjahr 2009 konnten die Philippinen mit einem positiven Wachstum aufwarten, während fast alle Länder auf dem Globus negatives Wachstum hatten.
2. Weshalb wächst die philippinische Wirtschaft so rasant?
Wesentlichen Anteil haben die OFW, Oversea Filipino Workers. Dabei handelt es sich um etwa 2,4 Millionen Filipinos, die im Ausland arbeiten und ihren Lohn größtenteils nach Hause schicken. Das sind immerhin 27 Milliarden US-Dollar und entspricht etwa 10% des philippinischen Haushalts. Zählt man die nicht berufstätigen Familienangehörigen hinzu, leben insgesamt etwa 10 Millionen Filipinos im Ausland.
Die Bauwirtschaft treibt die Wirtschaft rasant an. Überall werden neue Gebäude “hochgezogen”. Leider ohne die notwendige Transportanbindung. Aber dazu in einem anderen Blogbericht mehr.
Tragende Säule des Wachstums ist der ungebremste Konsum. iPhones sieht man überall, Starbucks ist trotz hoher Preise selbst um Mitternacht “rappelvoll”, und die Boutiquen freuen sich über die kauffreudigen Filipinos.
Dieser Konsum birgt selbstredend auch Gefahren. Es fehlt der Mittelstand, der einer Volkswirtschaft die gesunde Basis gibt. Deutsche Unternehmer sind an dieser Stelle aufgefordert, darüber nachzudenken, vielleicht auf den Philippinen eine asiatische Dependance zu gründen. Das wäre ein idealer Standport für die weitere Expansion in andere asiatische Länder.
Gleichwohl trägt die Industrie mit 7,6 % Wachstum einen erheblichen Anteil am Erfolg. Texas Instruments hat sein größtes Werk außerhalb der USA in der Clark Freeport Zone, der mit 28.000 Hektar flächenmäßig größten Wirtschaftszone in Südost-Asien. Der japanische Reifenhersteller Yokohama unterhält dort sogar sein weltweit größtes Werk.
Business Process Outsourcing (BPO) umfasst bereits 1,2 Millionen Arbeitsplätze (Stand Dez. 2015). Diese werden überwiegend in den Call-Centern geschaffen. Mit schier ungeheurer Wucht entstehen neue Bürotürme, um die Tausenden und Abertausenden von Call-Center-Agents zu beherbergen. Präsident Duterte hat als Ziel 1,8 Millionen Arbeitsplätze in der bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahre 2022 ausgegeben.
Die “Shared Services” sind eine weitere Säule im BPO. Dabei handelt es sich um ausgelagerte Prozesse von beispielsweise amerikanischen, englischen, australischen, koreanischen, holländischen oder deutschen Firmen. Diese Verlagerung findet statt im Bereich Administration, Finanzen, Einkauf oder Archivierung. Die Firmen sparen zu Hause Geld und tragen damit bei, das Mutterunternehmen wirtschaftlich tragfähiger auszubauen.
3. Das ist der Plan von Präsident Duterte
Präsident Duterte hat einen Plan, wie er die Philippinen voranbringt. Jahrzehntelange Klüngelwirtschaft, Zaudern, Abwarten sowie die Dominanz einer herrschenden, sehr kleinen Oberschicht ist es zu schulden, dass die Philippinen eine sehr schlechte Infrastruktur aufweisen.
In der 60er Jahren waren die Philippinen das Musterland in Südost-Asien, sind aber mittlerweile überholt von Ländern wie Singapur, Malaysia und Thailand. Und auch Vietnam holt mit sehr großen Schritten auf.
Es sind dringend erhebliche Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen. Damit diese Gelder nicht wieder durch Korruption versickern, will Präsident Duterte die notwendigen Voraussetzungen schaffen, damit sich die Geldausgabe auch lohnt. Er geht in zwei Phasen vor, die durchaus parallel ablaufen können.
4. Phase A: Grundlagen für Veränderungen schaffen
A1: Schaffen von drogen- und kriminalitätsfreien Philippinen.
A2: Eindämmen der Macht der Syndikate.
A3: Kampf gegen korrupte Politiker und Staatsbedienstete.
A4: Austrocknen des Korruptionssumpfes.
An dieser Reihenfolge hält der Präsident strikt fest und verbittet sich jegliche Einmischung von außerhalb. Darin könnte ein Grund liegen, weshalb für westliche Ohren mitunter verbal überreagiert wird wie gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Obama, dem Papst Franziskus oder einer europäischen Kommission oder dem EU-Parlament.
Präsident Duterte sieht in Phase A die Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung von Phase B.
5. Phase B: Einführung von Veränderungen
B1: Einführen veränderter Prozesse in der Verwaltung (besser, schneller).
B2: Einführen von Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur (Transportwesen, Kommunikation).
B3: In-die-Pflicht-Nehmen von Konzernen (Internet, Mobil-Telefonsysteme).
B4: Bevorzugung der Provinzen gegenüber der Metropolregion Metro Manila.
B5: Umzug von Ministerien weg von Metro Manila hin in die Provinzen.
B6: Einführung von Gratis-Verhütungsmitteln an ärmere Bedürftige.
B7: Einführung von Rauchverbot in der Öffentlichkeit.
B8: Einführung eines föderalen Systems in den Philippinen.
Als ein Beispiel für Veränderung diente der Bereich “Transport” anlässlich des Deutschland-Besuches von Minister Tugade Ende März 2017.
6. Worin liegt die Chance für deutsche Unternehmen?
Das Investitionsvolumen ist gigantisch. Allein in 2017 werden die bereits erwähnte 17 Milliarden USD oder 5.4 % des Bruttoinlandsproduktes in Investitionen umgeleitet. Die Quote wird bis 2022 – dem Ende der Präsidentschaft von Präsident Duterte – bis auf 7,4 % gesteigert.
Die Philippinen verfügen jedoch auch über große Geld- und Goldmengen. Die Staatsschuldenquote beträgt laut Wikipedia nur 32 % des BIP im Jahr 2017 und geht zurück auf geschätzte 27 % im Jahr 2020. Zum Vergleich: Deutschland steht bei 66 % beziehungsweise 58 % im Jahr 2020.
Der amtierende Präsident Duterte ist fest entschlossen, die Philippinen zu einem besseren Land zu machen. Er ist dabei ausländischen Investoren sehr aufgeschlossen. Die derzeitigen 358 Wirtschaftszonen der Philippinen (Stand: Feb. 2017) bieten zudem großzügige Steuermodelle, um eine Investition von Ausländern attraktiv zu machen.
Ob für ein deutsches Unternehmen nun das Thema “Transport” im Vordergrund steht, “Shared Services”, “Produktion auf den Philippinen in einer Wirtschaftszone” oder “Investieren in Asien für Asien mit den Philippinen als Netzwerkknoten”, das muss jeder Unternehmer und Manager selbst entscheiden.
7. Fazit
Die Philippinen planen jährlich von 5,4 % des Bruttoinlandsproduktes in 2017 bis 7,4 % im Jahr 2022 für Infrastruktur auszugeben. Allein im Jahr 2017 sind bereits 17 Milliarden USD bewilligt.
Präsident Duterte will die Philippinen modernisieren. Als Voraussetzung sieht er zunächst die Beseitigung der Korruption. Er geht demnach in zwei Phasen vor:
In Phase A werden die Grundlagen für Veränderungen geschaffen. In Phase B werden die Veränderungen eingeführt. Dieses geschieht jedoch bereits parallel.
Für deutsche Unternehmen bieten sich vielfältige Chancen in unterschiedlichen Bereichen:
1) Transport und Infrastrukturausbau
2) Shared Services
3) Produktion auf den Philippinen in einer Wirtschaftszone
4) Investieren in Asien für Asien mit den Philippinen als Hub
Der Autor Andreas Klippe war als Vertreter der Clark Investors Locators Association Delegationsmitglied während der Deutschlandreise von Minister Tugade vom 27. bis zum 30. März 2017.
Meine asiatische Frage an Sie:
Weshalb wäre Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung geeignet, um auf den Philippinen Käufer zu finden?
1 thought on “Die Wahrheit über das milliardenschwere Investitionsprogramm auf den Philippinen”